Die nachstehenden Fragen und Antworten wurden der DFB-SR-Zeitung Nr. 6/2012 entnommen.
Situation 1
Nach einer verletzungsbedingten Behandlung will der Spieler im Bereich des Assistenten auf das Spielfeld zurückkehren. Da der Schiedsrichter nicht reagiert, schickt der Assistent von sich aus den Spieler auf das Feld. Der Schiedsrichter sieht nun, dass der Spieler „unerlaubt“ das Feld betritt, unterbricht das Spiel und verwarnt den Spieler. Wie hat der Assistent nun zu reagieren und der Schiedsrichter zu entscheiden?
Lösung 1
Der Assistent informiert den Schiedsrichter. Es gibt Schiedsrichter-Ball, und die Verwarnung wird zurückgenommen. Die Befugnis, einem Spieler das Betreten des Spielfelds zu gestatten, hat nur der Schiedsrichter. In diesem Fall hat der Assistent eindeutig seine Kompetenzen überschritten. Der Spieler handelt in der nachvollziehbaren Annahme, das Spiel mit Erlaubnis betreten zu haben, nicht unsportlich.
Situation 2
Ein Abwehrspieler, der in seinem Strafraum steht, versucht, seinen Gegenspieler anzuspucken, der außerhalb des Strafraums, aber im Spielfeld steht. Der Gegenspieler wird nicht getroffen. Entscheidung und Ort der Spielfortsetzung?
Lösung 2
Feldverweis und direkter Freistoß dort, wo getroffen werden sollte. Auch beim Spucken ist der Versuch strafbar.
Situation 3
Ein Angreifer wird im Strafraum vom Verteidiger durch einen Tritt zu Fall gebracht. Der Schiedsrichter entscheidet auf Strafstoß. Der Angreifer verlässt nach kurzer Behandlung das Spielfeld. Da sich die Ausführung des Strafstoßes verzögert, möchte dieser Spieler den Strafstoß nun selbst ausführen. Darf er das?
Lösung 3
Nein. Der Spieler darf erst wieder auf das Spielfeld zurückkehren, nachdem das Spiel wieder aufgenommen wurde. Das heißt: nach der Ausführung des Strafstoßes und auch dann nur nach Zustimmung des Schiedsrichters.
Situation 4
Bei einem Schuss auf das Tor geht der Ball weit ins Aus. Um Zeit zu sparen, läuft der Torhüter dem Ball hinterher und wirft ihn von weitem seinem Verteidiger zu. Der führt den Abstoß schnell aus, obwohl der Torwart noch nicht wieder zurück auf dem Feld ist. Der Ball gelangt direkt außerhalb des Strafraums zu einem Angreifer, der sofort auf das Tor schießt. Inzwischen ist der Torwart auf das Feld gelaufen und kann den Ball gerade noch neben das Tor lenken. Wie ist zu entscheiden?
Lösung 4
Um den Ball zu holen, hat der Torwart das Spiel erlaubt verlassen. Obwohl der Torwart noch nicht auf dem Spielfeld war, bestand für den Schiedsrichter keine Veranlassung, gegen die Ausführung des Abstoßes einzuschreiten. Das Risiko der schnellen Ausführung des Abstoßes lag bei der Mannschaft. Das Spiel ist daher mit Eckstoß fortzusetzen.
Situation 5
Bei der Strafstoß-Ausführung prallt der Ball gegen den Pfosten, platzt und bleibt im Torraum liegen. Wie entscheidet der Schiedsrichter?
Lösung 5
Schiedsrichter-Ball auf der Torraumlinie. Eine Wiederholung gibt es nur bei der unmittelbaren Strafstoß-Ausführung. Prallt der Ball vom Posten zurück, platzt dabei und bleibt dann im Torraum liegen, ist die Wirkung des Strafstoßes erzielt, und es kann nur noch die neutrale Fortsetzung mit dem Schiedsrichter-Ball geben.
Situation 6
Der Schiedsrichter-Assistent erkennt, dass ein Verteidiger im eigenen Strafraum – abseits vom Spielgeschehen – einem Angreifer mit der flachen Hand ins Gesicht schlägt. Er zeigt das Vergehen daraufhin mit der Fahne an. Der Schiedsrichter sieht das Zeichen zunächst nicht und entscheidet nach einem Foulspiel im Mittelfeld auf direkten Freistoß für die Mannschaft des Verteidigers. Erst nachdem der Freistoß ausgeführt wird, erkennt der Schiedsrichter das Fahnenzeichen und unterbricht das Spiel. Entscheidung?
Lösung 6
Feldverweis und Schiedsrichter-Ball. Die Regeländerung nach dem WM-Finale 2006 (Kopfstoß Zidane) ermöglicht – trotz erfolgter Spielfortsetzung – die Persönliche Strafe. Eine Spielstrafe ist jedoch ausgeschlossen, das Spiel ist mit einem Schiedsrichter-Ball fortzusetzen.
Situation 7
Ein unmittelbar zuvor verletzt behandelter Spieler läuft auf das Spielfeld und hält den Ball mit der Hand auf. Dieses Handspiel geschieht ohne Absicht und mit einer völlig natürlichen Körperhaltung. Er verhindert damit zwar keine klare Torchance, aber einen guten Angriff des Gegners. Wie hat der Schiedsrichter zu entscheiden?
Lösung 7
Indirekter Freistoß und Verwarnung. Es wird nur das unerlaubte Betreten des Spielfelds bestraft. Eine Meldung im Spielbericht mit der Schilderung des Vorfalls ist selbstverständlich.
Situation 8
Ein Spieler wird in der 2. Halbzeit verwarnt. Da der Schiedsrichter fälschlicherweise der Meinung ist, er habe diesen Spieler bereits in der 1. Halbzeit verwarnt, zeigt er ihm jetzt „Gelb/Rot“. Daraufhin beleidigt dieser Spieler den Schiedsrichter. Der Assistent hat den Vorfall erkannt und macht den Schiedsrichter auf seinen Irrtum aufmerksam. Wie reagiert der Schiedsrichter?
Lösung 8
Zunächst Rücknahme der fälschlich gegebenen Gelb/Roten Karte, anschließend Feldverweis. Der Schiedsrichter-Assistent muss in dieser Situation unbedingt die Spielfortsetzung verhindern.
Situation 9
Nach einem Zweikampf direkt an der Seitenlinie kommt der Verteidiger außerhalb des Spielfelds spektakulär zu Fall. Der Angreifer bleibt am Ball. Da der Schiedsrichter hier kein Foul erkannt hat, bleibt sein Pfiff aus. Deshalb tritt nun der Verteidiger, der noch außerhalb des Spielfelds liegt, dem Angreifer innerhalb des Spielfelds von hinten in die Beine. Entscheidung?
Lösung 9
Feldverweis und direkter Freistoß für den Angreifer. Ein Kontaktvergehen gegen den Gegner wird immer am Ort des Kontakts bestraft.
Situation 10
Eine Mannschaft liegt kurz vor Spielende knapp in Führung. Der Spieler Nr. 6 dieser Mannschaft steht mit dem Ball in den Händen zum Einwurf bereit. Nun legt er den Ball auf den Boden und läuft weg. Der Spieler Nr. 11, der aus einer Entfernung von 20 Metern zum Einwurfort läuft, will danach den Einwurf ausführen. Der Schiedsrichter will eine Verwarnung wegen Zeitspiels aussprechen. Welche(n) Spieler muss er verwarnen?
Lösung 10
Er verwarnt den Spieler Nr. 6, da dieser die Spielverzögerung verursacht.
Situation 11
Die Behandlung des verletzten Torwarts dauert so lange, dass er – da kein Ersatztorwart verfügbar ist – außerhalb des Spielfelds weiter behandelt wird. Seinen Platz nimmt ein entsprechend gekleideter Feldspieler ein. Wenig später läuft der behandelte Torwart ohne Zustimmung des Schiedsrichters auf das Feld und hält den Ball mit der Hand vor Überschreiten der Torlinie auf. Wie ist zu entscheiden?
Lösung 11
Strafstoß und Feldverweis. Der behandelte Torwart verstößt gegen zwei Regel-Bestimmungen: Er betritt ohne Zustimmung des Schiedsrichters das Feld und spielt danach zur Verhinderung eines Tores den Ball absichtlich mit der Hand. Da er noch zur Mannschaft und zum Spiel gehört, ist von zwei Vergehen das schwerere, also das Handspiel zur Torverhinderung, zu bestrafen.
Situation 12
Beim Einwurf hat ein Gegenspieler des Einwerfenden den Mindestabstand von zwei Metern nicht eingehalten. Er wird vom Schiedsrichter vor der Ausführung ermahnt und zurück beordert. Nachdem der Gegner den Einwurf ausgeführt hat, verkürzt er erneut den vorgeschriebenen Abstand. Entscheidung?
Lösung 12
Weiterspielen. Der Abstand wird erst verkürzt, nachdem der Ball im Spiel ist. Und dies ist nach der Regel erlaubt.
Situation 13
In der 50. Spielminute bemerkt der Schiedsrichter, als er ein Beinstellen mit „Gelb“ bestrafen will, dass der von ihm zu verwarnende Spieler ein Auswechselspieler ist. Dieser hatte sich zu Beginn der 2. Halbzeit nicht angemeldet. Wie muss der Schiedsrichter reagieren?
Lösung 13
Verwarnung, „Gelb/Rot“, indirekter Freistoß. Achtung: Entgegen der Auslegung in früheren Jahren behält ein Auswechselspieler, wenn dieser das Spielfeld ohne die Zustimmung des Schiedsrichters betreten hat, immer seinen Status. Dies gilt auch bei einem nicht gemeldeten Wechsel in der Halbzeitpause. Die Anzahl der Spieler bleibt unverändert. Das heißt, der vermeintlich ausgewechselte Spieler darf wieder mitspielen.
Situation 14
Obwohl vom Schiedsrichter-Team die Ausrüstung vor dem Spiel geprüft wurde, stellt der Schiedsrichter während des laufenden Spiels fest, dass ein Spieler einen Ring trägt. Welche Maßnahmen muss der Schiedsrichter treffen?
Lösung 14
Der Schiedsrichter wartet die nächste Spielunterbrechung ab und fordert dann den Spieler auf, den Ring abzulegen. Der Spieler muss beim ersten Mal nicht verwarnt werden.
Situation 15
Vor der Strafstoß-Ausführung befindet sich ein Spieler der verteidigenden Mannschaft mit Kenntnis des Schiedsrichters wegen einer Verletzung außerhalb des Spielfelds, seitlich neben dem Tor. Als die Ausführung durch den Pfiff freigegeben wird, läuft dieser Verteidiger, noch bevor der Ball im Spiel ist, auf das Spielfeld. Wie muss entschieden werden, wenn der Ball neben das Tor getreten wird?
Lösung 15
Verwarnung für den Verteidiger wegen unerlaubten Betretens des Spielfelds und Wiederholung des Strafstoßes. Wenn ein Spieler der verteidigenden Mannschaft bei der Strafstoß-Ausführung gegen die Regel verstößt und kein Tor erzielt wird, muss der Strafstoß wiederholt werden.