Treffen beim SV Orsingen-Nenzingen beschließt Runde 1 der Gesprächskreise
Für einen Stammtisch war die Gesellschaft schon etwas groß, als sich gut zwei Dutzend Fußballfunktionäre im Vereinsheim des SV Orsingen-Nenzingen zusammen setzten. Und die Zusammensetzung der Runde ließ auch schnell erkennen, dass es kein gewöhnlicher Stammtisch war, der da zusammen saß. Immerhin hatte sich am Stirnende der Tafel Alfred Hirt niedergelassen, der Präsident des SBFV, zu seiner Linken Geschäftsführer Siegbert Lipps. Beidseits verteilt dann Bezirksvorsitzender Konrad Matheis und Bezirksjugendwart Hans Peter Restle. Die weiteren Tischgenossen waren Vorsitzende, Jugendleiter und sonstige Mitarbeiter von 14 Vereinen, die einer Einladung des Verbandes gefolgt waren. Um es vorweg zu nehmen: Grund des Treffens war natürlich kein Stammtisch, sondern der von Hirt beim Verbandstag 2013 angekündigte Gesprächskreis mit Vereinsvertretern.
Bekanntlich besteht im großen Rund eines Verbands- oder Bezirkstags kaum Gelegenheit für die, aber auch kaum Interesse bei den Clubverantwortlichen, ihre größeren und kleineren „Schmerzen“ zu artikulieren. Dem abzuhelfen, hatte der Verbandspräsident in Überlingen zugesagt, in alle sechs Bezirken zu Gesprächskreisen anzureisen. Ohne Teilnahmeverpflichtung, ohne vorgegebene Besprechungspunkte, ohne Tabu-Themen – einfach nur eine lockere Runde unter Bekannten und Gleichgesinnten. Fünf dieser Gesprächsrunden hatte Alfred Hirt bereits absolviert, nun war zum Abschluss noch sein Heimatbezirk Bodensee an der Reihe.
Zwanzig Teilnehmer aus vierzehn Vereinen ergaben für die vom Präsidenten selbst moderierte Versammlung eine gute Zusammensetzung, wenngleich in einigen anderen Bezirken die Resonanz zahlenmäßig größer war. Erfreulich festzuhalten war nämlich, dass sich alle Anwesenden auch mit Wortmeldungen in die Gespräche einbrachten. Was aber bewegte denn nun die Gekommen, welche Sorgen um ihre Vereine beschäftigten sie? Das Wichtigste gleich vorab: Keiner von ihnen wollte Fußball neu erfinden. Es waren die ganz alltäglichen Probleme, die wohl jeden beschäftigen, der für einen Verein geradestehen muss.
Bis zu vier Vereine dürfen heutzutage bei der Jugend eine Spielgemeinschaft bilden, von denen dann im Namen nur der des federführenden Clubs genannt wird. Schadet dies der Identifikation der Jugendlichen mit ihrem Verein? Könnte ein „Bandwurmnamen“ Abhilfe schaffen? Lohnt sich eher die Gründung eines rechtlich eigenständigen Vereins als Juniorenfördergemeinschaft? Die Nennung aller Vereine im Namen einer „SG“ scheitert an der Länge, die Gründung einer „JFG“ wurde im Bezirk Bodensee bislang nicht näher geprüft. Auch bei den Aktiven verstärkt sich der Trend zu den Spielgemeinschaften, immer öfter werden sogar Fusionen angedacht. Verständlich deshalb der vorgetragene Wunsch, der Südbadische Fußballverband solle doch eine Art „Checkliste“ zur Verfügung stellen, die man abarbeiten könnte.
Zur Einführung des „Online-Spielberichts“ konnte Hirt den Vereinen hier ein Kompliment machen. Der SBFV ist auf diesem Gebiet sehr weit voran, was nicht jedem Verband bescheinigt werden kann. Wie können wir weitere Schiedsrichter gewinnen? Und wie Schiedsrichterinnen, von denen es am Bodensee nur noch zwei gibt? Man kam überein, hier die Vereine, die mit ihrem Werben Erfolg haben, mit denen zusammenzubringen, die vergeblich auf der Suche sind. Als wichtig erkannte man jedenfalls einen kompetenten Ansprechpartner im Verein. Auch wurde die Anregung laut, für die Vereins-Schiedsrichter eine Einweisung in die Grundzüge der Spielleitung anzubieten – ein diesbezüglich im vergangenen Jahr angebotener Lehrgang musste allerdings mangels Anmeldungen abgesagt werden. Wünsche wurden vorgebracht, im Jugendfußball das Spielsystem mehr auf die unterschiedliche Spielstärke der Mannschaften auszurichten. Hier wird Bezirksjugendwart Restle zum Bezirksjugendtag eine entsprechende Variante zur Entscheidung vorlegen. Ein „heißes“ Thema zum Schluss war schließlich die Frage, wie die Vereine durch die Kommunen unterstützt werden. Hier ergab sich eine große Bandbreite, die für manche Vereine durchaus bedrohlich sein kann.
Beitragsstruktur in den Vereinen, Spielgemeinschaften bei unteren Mannschaften, „Masterplan“ des DFB – noch manche Frage beschäftigte die Leute. Die erste Gesprächsrunde hat nun also die Tour durch das Verbandsgebiet beendet und laut Alfred Hirt soll es nicht die Letzte sein. Die angestrebten Ziele habe man erreicht: „Es ging nicht um schnelle Ergebnisse und Lösungen. Wir wollten den Dialog mit den Vereinen und ihnen zeigen, dass wir für sie da sind. Dies alles in ungezwungener Runde.“
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Im Vereinsheim des SV Orsingen-Nenzingen trafen sich Verbands- und Vereinsmitarbeiter zu einem formlosen Gesprächskreis über Probleme, die die Funktionäre beschäftigen. Moderiert wurde die Runde von Alfred Hirt aus Volkertshausen, dem Präsidenten des Südbadischen Fußballverbandes, unterstützt von Siegbert Lipps, SBFV-Geschäftsführer und Konrad Matheis aus Sauldorf, dem Vorsitzenden des Bezirks Bodensee.
Bild: Detlef Schenk