Die nachstehenden Fragen und Antworten wurden der DFB-SR-Zeitung Nr. 5/2012 entnommen.
Situation 1
Zur Ausführung eines Strafstoßes hat der Schiedsrichter den Ball mit Pfiff freigegeben. Es führt aber nicht der vorgesehene Schütze, sondern sein Mitspieler den Strafstoß aus. Der Ball wird vom Torwart abgewehrt und bleibt im Spiel. Wie entscheidet der Schiedsrichter?
Lösung 1
In Regel 14 ist klar festgehalten, dass der Schütze beim Strafstoß für den Torwart und für den Schiedsrichter erkennbar sein muss. Läuft ein anderer Spieler zur Ausführung an, so muss der Schiedsrichter erst die Wirkung abwarten. In diesem Fall konnte der Torwart den Ball abwehren, und er bleibt im Spiel. Jetzt unterbricht der Schiedsrichter das Spiel und setzt es mit einem indirekten Freistoß an der Stelle fort, an der der „falsche“ Schütze den Strafraum betreten hat. Er wird bewertet wie ein zu früh in den Strafraum laufender Spieler und wird nicht verwarnt.
Situation 2
Ein Spieler hat den Mindestabstand von zwei Metern beim Einwurf nicht eingehalten. Er wird vom Schiedsrichter vor der Ausführung ermahnt und zurückbeordert. Bevor der Gegner den Einwurf ausführt, verkürzt er jedoch erneut den vorgeschriebenen Abstand. Wie hat der Schiedsrichter zu entscheiden?
Lösung 2
Der Spieler wird wegen Unsportlichkeit verwarnt, die Partie wird mit einem Einwurf fortgesetzt, da zum Zeitpunkt des Vergehens -Verkürzen des vorgeschriebenen Abstands- der Ball nicht im Spiel war. Immer wenn Regelwidrigkeiten (außer beim Strafstoß) vor der eigentlichen Freigabe passieren, kann es nur die Wiederholung der jeweiligen Spielfortsetzung geben.
Situation 3
Zwei Spieler unterschiedlicher Teams schlagen sich. Der Schiedsrichter wird durch Zurufe darauf aufmerksam gemacht. Er unterbricht nun das Spiel, zeigt zwei Mal „Rot“ und setzt dann das Spiel mit einem Schiedsrichter-Ball fort, da er nicht erkennen konnte, welcher Spieler die Auseinandersetzung angefangen beziehungsweise den ersten Schlag ausgeführt hatte. Handelt der Schiedsrichter hier richtig?
Lösung 3
Nein. Der Schiedsrichter muss einen direkten Freistoß gegen die Mannschaft aussprechen, die zuerst geschlagen, hat beziehungsweise den Schlag bestrafen, den er zuerst wahrgenommen hat. Ein Schiedsrichter kann nur das beurteilen und bestrafen, was er selbst oder einer seiner neutralen Assistenten gesehen hat. Somit ist der Schiedsrichter-Ball die falsche Spielfortsetzung.
Situation 4
Ein indirekter Freistoß knapp außerhalb des Strafraums wird vom Schiedsrichter blockiert, da er die „Mauer“ stellen muss. Er zeigt den Spielern mit erhobener Pfeife an, dass er den Ball mit Pfiff freigeben wird. Nach dem Stellen der „Mauer“ gibt er zwar den Ball mit Pfiff frei, vergisst aber, den Arm zu heben. Der Schütze schießt den Ball direkt ins gegnerische Tor. Wie hat der Schiedsrichter nun zu entscheiden?
Lösung 4
Das Tor darf nicht anerkannt werden, da der Ball unberührt im Tor gelandet ist. Weil der Schiedsrichter einen Fehler begangen hat, muss der Freistoß aber wiederholt werden, und dabei muss der Schiedsrichter den Arm als Zeichen des indirekten Freistoßes heben.
Situation 5
Nachdem der Torwart den Ball gefangen hat, versucht er, ihn mit einem Abschlag schnell wieder ins Spiel zu bringen. Hierbei schießt er den außerhalb des Strafraums postierten Schiedsrichter an. Der Ball prallt vom Schiedsrichter zum Torwart zurück, der ihn nun mit den Händen aufnimmt und erneut abschlägt. Hat der Schiedsrichter hier Grund einzuschreiten?
Lösung 5
Ja, der Schiedsrichter muss einen indirekten Freistoß wegen der Wiederaufnahme nach Freigabe des Balles verhängen, da der Ball von keinem anderen Spieler (Gegenspieler oder Mitspieler) berührt wurde. Da der Schiedsrichter regeltechnisch als „Luft“ gilt, liegt hier eine wiederholte Ballaufnahme ohne Berührung durch einen anderen Akteur vor.
Situation 6
Beim Strafstoß wartet der Schütze mit einer Finte auf: Er will den Ball seitlich nach vorn schießen, um so seinem dann in den Strafraum laufenden Mitspieler die Chance zum Torerfolg zu geben. Allerdings rollt der Ball nicht seitlich nach vorn, sondern leicht schräg nach hinten. Wie hat der Schiedsrichter zu reagieren?
Lösung 6
Indirekter Freistoß, da mit dem Spielen nach hinten der Strafstoß verwirkt ist. Der Schiedsrichter hat also zu Recht die Wirkung abgewartet und muss jetzt, aufgrund des Vergehens, einen indirekten Freistoß gegen die ausführende Mannschaft verhängen. Dies ist eine Ausnahme gegenüber den sonstigen Regelungen, in denen es heißt, der Ball wurde nicht korrekt ins Spiel gebracht. Bei der Strafstoß-Ausführung wird dies als Sonderfall durch den Regeltext hervorgehoben.
Situation 7
Bei einem Schiedsrichter-Ball, circa 20 Meter vor dem Tor der Mannschaft A, bringt der Schiedsrichter den Ball korrekt ins Spiel, indem er ihn aus Brusthöhe fallen lässt. Der Stürmer der Mannschaft B nimmt den Ball, nachdem dieser den Boden berührt hat, volley und schießt ihn ins gegnerische Tor. Ist dieses Tor gültig?
Lösung 7
Nein. Nach der Regeländerung vom 1. Juli 2012 ist ein Tor, das direkt nach einem Schiedsrichter-Ball erzielt wird, nicht gültig. Das Spiel muss mit Abstoß für die Mannschaft A fortgesetzt werden. Hinweis: Hätte der Spieler sich jedoch den Ball einmal vorgelegt und dann ein Tor erzielt, wäre es gültig, da das Wort „direkt“ sich hier auf den unmittelbaren Torschuss bezieht.
Situation 8
Bei einer Mannschaft mit blauen Stutzen haben drei Spieler ihre Fußgelenke sichtbar mit weißen Tapes versehen. Diese Tapes überschreiten jedoch nicht die Breite von zwei Zentimetern. Soll der Schiedsrichter dies zulassen?
Lösung 8
Nein. Nach der Regeländerung vom 1. Juli 2012 muss der Schiedsrichter hier einschreiten. Tapes, egal wie breit sie sind, müssen künftig die Farbe der Stutzen haben. Dies soll vor allem den Assistenten die Arbeit erleichtern, zum Beispiel bei strittigen Ausbällen. In diesem Fall hätten nur blaue Tapes verwendet werden dürfen.
Situation 9
Bei der Eckstoß-Ausführung rutscht dem ausführenden Spieler das Standbein weg. Deshalb trifft er mit dem zweiten Fuß den Ball so unglücklich, dass dieser noch innerhalb des Viertelkreises über die Torauslinie rollt. Wie wird das Spiel fortgesetzt?
Lösung 9
Das Spiel muss mit einem Torabstoß fortgesetzt werden, da der Ball beim Eckstoß in dem Augenblick im Spiel ist, in dem er berührt wurde und sich bewegt.
Situation 10
Vor dem Spiel setzt der Trainer den Schiedsrichter in Kenntnis, dass seine Spieler mit den Rückennummern 1 bis 11 auflaufen werden. Nach etwa zwei Minuten stellt der Schiedsrichter fest, dass bei diesem Team der Spieler mit der Nummer 4 fehlt und stattdessen der Spieler mit der Nummer 12 spielt. Wie hat der Schiedsrichter zu entscheiden?
Lösung 10
Dies ist meldepflichtig. Der Schiedsrichter hat allerdings keinerlei Sanktionen auszusprechen. Er unterbricht weder das Spiel, noch verhängt er eine Spielstrafe. Auch eine persönliche Strafe gegen diesen Spieler ist nicht erforderlich. Das Auswechsel-Kontingent ist zudem durch diesen Wechsel vor Spielbeginn nicht beeinträchtigt (ebenfalls Regeländerung vom 1. Juli 2012).
Situation 11
Beim Spielstand von 2:1 für die Heim-Mannschaft rollt der Ball, nachdem der Torwart ausgespielt wurde, allein auf das gegnerische Tor zu. Ein Auswechselspieler, der sich hinter dem Tor warm macht, sieht die Situation, läuft auf das Spielfeld und versucht, den Ball etwa zwei Meter vor der Torlinie wegzuschlagen. Dabei berührt er den Ball zwar, kann aber nicht verhindern, dass dieser ins Tor geht. Wie ist zu entscheiden?
Lösung 11
Kein Vorteil möglich. Verwarnung und indirekter Freistoß. Entscheidend ist hier, dass wir bei einem Auswechselspieler in Verbindung mit einem Spielen des Balles nicht die Möglichkeit haben, auf Vorteil zu entscheiden.
Situation 12
Der auszuwechselnde Spieler verlässt das Spielfeld, und der neue Spieler erhält bereits die Zustimmung des Schiedsrichters, den Platz zu betreten. Er hat aber den Platz noch nicht betreten, da der Assistent noch mit der Schuhkontrolle beschäftigt ist. Jetzt beleidigt der ausgewechselte Spieler den Schiedsrichter. Entscheidung?
Lösung 12
Rote Karte. Der Wechsel ist noch nicht vollzogen, die Mannschaft muss sich reduzieren. Für die vollzogene Auswechslung müssen sowohl die Zustimmung des Schiedsrichters als auch das Betreten des Platzes vorliegen. Da dies in diesem Fall nicht erfolgt ist, ist der ausgewechselte Spieler noch spielberechtigt. Das heißt, der schuldige Spieler gehört noch zum Spiel, und somit wird auch die Mannschaft auf zehn Spieler reduziert.
Situation 13
Vor Beginn der zweiten Halbzeit merkt der neutrale Assistent, dass die Mannschaft A mit elf Spielern auf dem Feld steht, von denen aber keiner als Torwart gekennzeichnet ist. Wie soll er sich verhalten, wenn der Schiedsrichter gerade im Begriff ist anzupfeifen, und was ist danach vom Schiedsrichter zu veranlassen?
Lösung 13
Der Assistent muss verhindern, dass der Anstoß erfolgt. Ein Torwart ist für die Spielfortsetzung zwingend vorgeschrieben. Somit muss ein Feldspieler sich als Torwart zu erkennen geben (Trikot) beziehungsweise ein kenntlicher Torwart für die Spielfortsetzung auf dem Spielfeld sein.
Situation 14
Ein Spieler läuft mit dem Ball am Fuß im Mittelfeld in Richtung gegnerisches Tor. Dabei wird er von seinem Gegenspieler auf Höhe der Mittellinie taktisch kurz festgehalten. Der Schiedsrichter sieht jedoch, dass der Spieler sich befreien kann und nun unbedrängt einen Angriff startet. Wie ist zu entscheiden? Und ist der Spieler nachträglich zu verwarnen?
Lösung 14
Vorteil. Weiterspielen. Keine Verwarnung.
Situation 15
Der Torwart von Mannschaft A ist bekannt dafür, dass er sehr weite Abstöße ausführt. Die Mannschaft B weiß dies und stellt beim Abstoß zwei gegnerische Spieler bei der Ballabgabe in Abseitsposition. Einer der beiden erhält nun den Ball und kann ein Tor erzielen. Entscheidung des Schiedsrichters?
Lösung 15
Tor. Anstoß. Beim Abstoß ist das Abseits aufgehoben.