04.05.2013
Die nachstehenden Fragen und Antworten wurden der DFB-SR-Zeitung Nr. 3/2013 entnommen.
Situation 1
Beim Spielstand von 4:3 für die Mannschaft A verzögert der einwerfende Spieler der in Führung liegenden Mannschaft bei einem Einwurf in Höhe der Mittellinie das Spiel auf eine unsportliche Art und Weise. Trotz Aufforderung des Schiedsrichters wirft er den Ball nicht ein. Der Schiedsrichter verwarnt daraufhin den Spieler und spricht der gegnerischen Mannschaft den Einwurf zu. Handelt er richtig?
Lösung 1
Der Schiedsrichter handelt richtig, was die Persönliche Strafe betrifft. Die Spielfortsetzung jedoch ist falsch. Da das Zeitspiel und die Unsportlichkeit vor der Spielaufnahme stattfanden, muss das Spiel mit einem Einwurf für die gleiche Mannschaft fortgesetzt werden. Die vergeudete Zeit ist nachzuspielen.
Situation 2
In der Halbzeitpause wechselt die Heim-Mannschaft aus, ohne den Schiedsrichter darüber zu informieren. Der neu eingewechselte Spieler spielt kurz nach der Halbzeit einen langen Pass auf seinen Stürmer, der daraufhin ein Tor erzielt. In diesem Moment merkt der Schiedsrichter, dass es sich um den in der Halbzeit eingewechselten Spieler handelt, von dessen Einwechslung er aber nicht unterrichtet wurde. Wie verhält sich der Schiedsrichter?
Lösung 2
Das Spiel ist mit indirektem Freistoß fortzusetzen. Der Spieler ist zu verwarnen. Eine Auswechslung ist erst dann vollzogen, wenn neben dem Betreten des Spielfelds auch die Zustimmung des Schiedsrichter vorliegt.
Situation 3
Spielentscheidung durch Elfmeterschießen. Ein Schuss muss wiederholt werden, da der Schütze unsportlich getäuscht hat und dafür verwarnt wurde. Unmittelbar danach, bevor es zur Wiederholung kommt, beleidigt der Schütze den Schiedsrichter. Entscheidung?
Lösung 3
Der Spieler wird mit der Roten Karte des Feldes verwiesen, die Wiederholung muss von einem Mitspieler ausgeführt werden. Eine Reduzierung der gegnerischen Mannschaft wird nicht vorgenommen, da der Vorfall nicht vor, sondern während des Elfmeterschießens passierte.
Situation 4
Ein verteidigender Spieler wird seit einigen Minuten hinter dem eigenen Tor behandelt. Das Spiel läuft weiter. Als der Torwart seiner Mannschaft einen Ball zum Eckstoß abwehrt, möchte der verletzte Spieler wieder am Spiel teilnehmen und meldet sich beim Schiedsrichter-Team lautstark an. Lässt der Schiedsrichter diesen Spieler von der Torlinie vor Ausführung des Eckstoßes wieder ins Spielfeld eintreten?
Lösung 4
Der Spieler darf wieder eintreten, da es sich hier um eine Spielruhe handelt und er sich ordnungsgemäß angemeldet hat. Das Zeichen muss jedoch vom Schiedsrichter erfolgen.
Situation 5
Ein Eckstoß wird in der Form ausgeführt, dass der erste Spieler nur mit dem Fuß den Ball antippt, der sich zwar bewegt, aber nicht den Teilkreis verlässt. Dieser Spieler entfernt sich danach vom Eckstoß. Nun kommt ein zweiter Angreifer hinzu, spielt den noch im Teilkreis liegenden Ball und dribbelt damit auf das Tor zu. Muss der Schiedsrichter hier einschreiten?
Lösung 5
Nein. Der Ball wurde korrekt ins Spiel gebracht. Er muss den Teilkreis nicht verlassen. Der Ball muss sich lediglich bewegen und darf dann vom zweiten Spieler gespielt werden.
Situation 6
Strafstoß für die Mannschaft A. Der Spieler mit der Nummer 10 legt sich den Ball auf den Strafstoßpunkt und geht zurück, um Anlauf zu nehmen. Der Schiedsrichter pfeift. Daraufhin läuft der Spieler mit der Nummer 18 an und schießt den Ball neben das Tor. Wie muss der Schiedsrichter reagieren?
Lösung 6
Der Schiedsrichter wartet die Wirkung ab. Der Ball wurde erst nach dem Pfiff ins Spiel gebracht. Und entgegen der früheren Regelauslegung ist auch in diesem Fall die Wirkung abzuwarten und das Spiel mit Abstoß fortzusetzen.
Situation 7
Ein Spieler soll ausgewechselt werden. Der neu eingewechselte Spieler hat die Zustimmung vom Schiedsrichter erhalten und möchte nun als erste Aktion einen Einwurf ausführen. Unter welchen Bedingungen ist dies möglich?
Lösung 7
Der Spieler muss zuerst das Spielfeld, wenn auch nur kurz, betreten haben und darf dann unmittelbar danach den Einwurf ausführen. Denn: Ein Auswechselspieler wird erst dann zum Spieler, wenn er (erstens) die Zustimmung des Schiedsrichters erhalten und (zweitens) das Spielfeld betreten hat. Somit hat er auch dann erst das Recht, eine Spielfortsetzung auszuführen. Ein zwar etwas kleinlich und bürokratisch anmutender Vorgang, der aber seine Berechtigung hat.
Situation 8
Ein Abschlag des einen Torhüters gelangt direkt zu seinem Kollegen auf der gegenüberliegenden Seite, der den Ball zwar ohne Probleme aufnehmen könnte, ihn aber mit der Handfläche nach vorne abklatscht. Anschließend führt er den Ball mit den Füßen bis zur Strafraumlinie, nimmt ihn dort mit den Händen auf und schlägt ihn ab. Wie reagiert der Schiedsrichter?
Lösung 8
Da es sich hier zweifelsfrei um ein Abklatschen zwecks Kontrolle handelt, verhängt der Schiedsrichter einen indirekten Freistoß gegen den Torwart. Dieser wird an der Stelle ausgeführt, an der der Torwart den Ball das zweite Mal mit der Hand spielt.
Situation 9
Weil ein Spieler nach einem vermeintlichen Foulspiel glaubt, den Pfiff des Schiedsrichters gehört zu haben, hält er den Ball mit der Hand auf. Allerdings war dies lediglich ein Pfiff von den Zuschauerrängen, den aber auch der Schiedsrichter und die anderen Akteure auf dem Spielfeld wahrgenommen haben. Jetzt erst unterbricht der Schiedsrichter das Spiel. Wie ist zu entscheiden?
Lösung 9
Da es sich hier um einen offensichtlich störenden äußeren Einfluss handelt, der von allen Beteiligten auch klar wahrgenommen wurde, ist das Spiel mit einem Schiedsrichter-Ball an der Stelle fortzusetzen, an der der Ball zum Zeitpunkt der Unterbrechung war. Das Handspiel erfolgte erst nach dem störenden Einfluss und ist somit für die Spielfortsetzung nicht relevant.
Situation 10
Ein Angreifer läuft mit dem Ball am Fuß in die gegnerische Hälfte. Ein weiterer Angreifer läuft parallel in Stellung, allerdings befindet er sich in Abseitsposition. Der ballführende Spieler will den Ball trotzdem quer passen. Er spielt dabei den Verteidiger an, der direkt neben ihm läuft. Von diesem prallt der Ball sofort zurück in seinen Lauf. Er legt sich den Ball nun selbst vor und läuft hinterher. Der Schiedsrichter-Assistent zeigt mit der Fahne eine Abseitsposition an. Wie entscheidet der Schiedsrichter?
Lösung 10
Der Schiedsrichter lässt weiterspielen. Er gibt dem Schiedsrichter-Assistenten ein Zeichen, die Fahne herunterzunehmen. Zudem muss in solch einem Fall die Team- Absprache optimiert werden.
Situation 11
Ein Angreifer läuft mit dem Ball am Fuß alleine auf das Tor zu. Knapp vor dem Strafraum bringt ihn ein Verteidiger durch Beinstellen zu Fall. Der Ball gelangt jedoch zu einem anderen Angreifer, der den Ball kontrollieren kann, dann noch einige Schritte läuft und ungehindert und freistehend auf das Tor schießt. Der Torwart kann den Ball abwehren, der Schiedsrichter entscheidet sich jetzt nachträglich für Freistoß und gibt
„Gelb“. Handelt er richtig?
Lösung 11
Der Schiedsrichter handelt hier falsch. Entweder er pfeift, falls er keinen Vorteil erkennt, sofort und verhängt zudem einen Feldverweis. Oder er lässt das Spiel weiterlaufen. Dann kann er aber nicht mehr, als die Torchance vergeben wurde, das Spiel noch unterbrechen, da sich ein weiterer Spieler in einer freien Position befand, den Ball kontrollierte und ihn ohne Bedrängnis auf das Tor schießen konnte.
Situation 12
Bei einer Strafstoß-Ausführung der Mannschaft A wirft ein Auswechselspieler von Mannschaft B, der sich seitlich an der Torlinie aufhält, einen Ersatzball in den Strafraum. Der Schütze wird dadurch so irritiert, dass der Torwart seinen Schuss festhalten kann.
Lösung 12
Wiederholung des Strafstoßes und Verwarnung des Auswechselspielers.
Situation 13
Ein verletzter Spieler wartet nach seiner Behandlung in Höhe der Mittellinie auf das Zeichen zum Wiedereintritt. Als sich das Spielgeschehen in seinen Bereich verlagert, läuft er ohne die Zustimmung des Schiedsrichters auf das Feld. Bevor der Schiedsrichter das Spiel unterbrechen kann, wird er von einem Spieler der gegnerischen Mannschaft verwarnungswürdig am Trikot gehalten. Jetzt unterbricht der Schiedsrichter. Welche Entscheidungen sind erforderlich?
Lösung 13
Das Spiel ist mit einem indirekten Freistoß fortzusetzen, und beide Spieler sind zu verwarnen. Das erste Vergehen ist das unerlaubte Wiedereintreten ins Spielfeld. Deshalb wird dieses mit der Spielstrafe geahndet. Das zweite Vergehen der anderen
Mannschaft zieht somit keine Spielstrafe nach sich, wird jedoch aufgrund des unsportlichen Haltens ebenfalls mit „Gelb“ bestraft.
Situation 14
Um einen Einwurf auszuführen, holt sich der zum Einwurf berechtigte Spieler den Ball, der bis vor die Werbebande gerollt ist. Da er in diesem Moment sieht, dass sein Mitspieler in einer günstigen Position ist, wirft er den Ball schnell ein. Dabei befindet er sich zwar auf der Höhe, wo der Ball ausgegangen ist, allerdings steht er noch auf der Aschenbahn, ungefähr acht Meter vom Spielfeld entfernt. Wie hat der Schiedsrichter zu reagieren?
Lösung 14
Dies ist eine korrekte Ausführung. Der Schiedsrichter hat mittlerweile auch den Einwurf zuzulassen, der mehr als einen Meter hinter der Linie ausgeführt wird. Voraussetzung ist, dass sich zwischen dem Spieler und dem Spielfeld keine Gegenstände oder Hindernisse befinden, wie zum Beispiel eine Auswechselbank oder eine Werbebande.
Situation 15
Nach einer Flanke hat der Torwart den Ball unmittelbar an der Torlinie sicher gefangen. Ein Angreifer gerät bei seinem Sprung nach dem Ball seitlich des Tores knapp über die Torlinie. Dort kommt es zum Streit mit einem Platzordner. Der Angreifer schlägt den Platzordner, während sich die Mannschaft des Torwarts mittlerweile im Angriff befindet. Wie ist zu entscheiden? Und an welcher Stelle ist das Spiel fortzusetzen?
Lösung 15
Der Schiedsrichter unterbricht das Spiel, verweist den Angreifer des Feldes und setzt das Spiel mit einem Schiedsrichter-Ball an der Stelle fort, an der sich der Ball zum Zeitpunkt der Unterbrechung befand. Eine Spielstrafe in Form eines indirekten Freistoßes kann es nicht geben, da der Schlag außerhalb des Feldes gegen den Platzordner erfolgte. Auch liegt kein unerlaubtes Verlassen des Spielfelds vor, denn der Spieler hat die Außenlinie bei einer Spielaktion überquert.