Die nachstehenden Fragen und Antworten wurden der DFB-SR-Zeitung Nr. 6/2011 entnommen.
Situation 1 (Schiedsrichter-Ball)
Aufgrund einer Verletzung musste das Spiel nach einer kurzen Behandlungsunterbrechung mit einem Schiedsrichter-Ball fortgesetzt werden. Während sich von der Heimmannschaft ein Spieler zum Schiedsrichter begibt, kommen zwei Gästespieler zum Ausführungsort.
Lösung 1
Dies ist durch den Schiedsrichter nicht zu beanstanden. Anders als in anderen Sportarten (zum Beispiel beim Bully im Eishockey) gibt es beim Fußball keine Festlegung, wie viele Spieler bei der Spielfortsetzung „Schiedsrichter-Ball“ anwesend sein müssen oder dürfen.
Situation 2 (Ausrüstung)
Ein Stürmer und ein Abwehrspieler kämpfen nahe der Seitenlinie um den Ball. Ohne Verschulden des Gegners verliert der Stürmer seinen Schuh, der über die Seitenlinie auf die Tartanbahn fliegt. Der Stürmer verlässt kurz das Spielfeld, holt den Schuh und zieht diesen auf dem Spielfeld wieder an. Währenddessen hat der Abwehrspieler den Ball an den Gegner verloren, der nun seinerseits den Angriff weiter fortführt.
Lösung 2
Alles regelkonform, keine Unterbrechung und Sanktionen notwendig.
Situation 3 (Auswechselspieler)
Die Auswechselspieler des Gastes dehnen sich hinter ihrem Tor im Bereich der Leichtathletik-Sandgrube. Während des laufenden Spiels gelangt ein Stürmer mit dem Ball in den Bereich der Torauslinie. Aus Verärgerung nimmt nun einer dieser Auswechselspieler eine Hand voll Sand und wirft sie dem Stürmer an den Körper.
Lösung 3
Da es sich hier um ein Vergehen des Auswechselspielers handelt, kann es nur einen indirekten Freistoß dort geben, wo der Ball sich bei der Unterbrechung befand, zudem den Feldverweis mittels Roter Karte für den Werfer.
Situation 4 (Spielfortsetzung)
Direkter Freistoß für die angreifende Mannschaft 17 Meter vor dem Tor. Nachdem der Ball vom Pfosten zurück ins Spielfeld prallt, foult der bereits verwarnte Verteidiger den Freistoßschützen, als dieser zum abprallenden Ball innerhalb des Strafraums läuft. Der Ball wird weder vom Stürmer noch vom Verteidiger gespielt. Der Verteidiger geht dabei mit der Sohle Richtung Gegenspieler und trifft diesen auch klar im Kniebereich.
Lösung 4
Auch wenn der Stürmer den Ball nicht mehr spielen dürfte, da es sich sonst um zweimaliges Berühren des Balles handeln würde, muss das Foulspiel des Verteidigers bestraft werden, da noch kein zweiter Ball-Kontakt seitens des Stürmers erfolgte. Aufgrund der Spielweise – mit den Stollen voran gegen den Gegner, ohne den Ball spielen zu können – ist ein Feldverweis auszusprechen. Spielfortsetzung: Strafstoß.
Situation 5 (Einwurf)
Vor der Ausführung will die zum Einwurf berechtigte Mannschaft wechseln. Nach Zeichen des Schiedsrichter-Assistenten lässt der Schiedsrichter den Wechsel zu. Der neue Spieler möchte nun sofort den Einwurf ausführen. Ist dies zulässig?
Lösung 5
Der neue Spieler muss zuerst das Spielfeld betreten, und wenn es nur um einen Schritt ist. Danach kann er selbstverständlich den Einwurf ausführen. Dies schreibt die Regel explizit so vor.
Situation 6 (Elfmeterschießen)
Beim Elfmeterschießen zur Spielentscheidung beleidigt der Torwart den Schiedsrichter, da er der Meinung ist, dass der Schütze, der gerade den ersten Elfmeter verwandelt hat, ihn unsportlich getäuscht hat. Der Schütze hatte seinen Anlauf im ersten Drittel kurz gestoppt.
Lösung 6
Die Ausführung war regelkonform. Der Torwart wird mit „Rot“ des Feldes verwiesen; ein zum Elfmeterschießen berechtigter Feldspieler muss nun ins Tor; sonst sind keinerlei Maßnahmen erforderlich.
Situation 7 (Spieleintritt)
Ein Spieler befindet sich wegen einer verletzungsbedingten Behandlung hinter der Torlinie neben dem Tor. Als sich das Spielgeschehen fernab von ihm befindet, läuft er, ohne das zustimmende Zeichen des Schiedsrichters abzuwarten, während des laufenden Spiels auf das Feld. Der Assistent erkennt dies, greift aber wegen einer Vorteil-Situation für das gegnerische Team nicht ein. Als wenig später das Spiel wegen eines Foulspiels unterbrochen wird, informiert er den Schiedsrichter über den unerlaubten Eintritt und nennt ihm die Nummer des schuldigen Spielers.
Lösung 7
Der Schiedsrichter verwarnt diesen Spieler; der Assistent hat richtig gehandelt; das Spiel wird gemäß Unterbrechung fortgesetzt.
Situation 8 (Verhinderung einer klaren Torchance)
Ein Verteidiger wird neben dem Tor außerhalb des Spielfelds wegen einer Verletzung behandelt. Nachdem ein Angreifer am Torwart vorbeigelaufen ist, schießt er den Ball halbhoch auf das Tor. Nun läuft der Verteidiger ohne Zustimmung des Schiedsrichters ins Spielfeld und versucht, den Ball mit der Hand aufzuhalten. Er kann ihn aber nur berühren, der Ball landet trotzdem im Tor.
Lösung 8
Das Tor wird anerkannt; das Spiel wird mit Anstoß fortgesetzt; der Spieler erhält „Gelb/Rot“ – „Gelb“ für das unsportliche Betreten des Spielfelds und die zweite Gelbe Karte für das unsportliche Handspiel. Hätte er mit diesem Handspiel den Torerfolg verhindert, wäre die Persönliche Strafe glatt „Rot“ gewesen.
Situation 9 (Abstoß)
Obwohl der Ball auf der linken Seite des Torraums ins Toraus gegangen ist, will der Torwart den Abstoß auf der rechten Seite ausführen, um den Ball so schneller wieder ins Spiel zu bringen. Lässt der Schiedsrichter dies zu?
Lösung 9
Ja. Das ist nicht nur eine korrekte Handlungsweise des Torwarts, sondern auch im Sinne einer schnellen Spielfortsetzung so gewünscht.
Situation 10 (Assistenten-Kompetenz)
Nach einer Behandlung will ein Spieler im Bereich des Assistenten wieder eintreten. Da der Schiedsrichter auf den Assistenten nicht reagiert, schickt der Assistent den Spieler von sich aus auf das Spielfeld. Nun sieht der Schiedsrichter, wie der Spieler ohne seine Zustimmung am Spiel teilnimmt. Er unterbricht das Spiel. Der Assistent informiert den Schiedsrichter, dass er ihm erlaubt hatte, auf das Spielfeld zurückzukehren.
Lösung 10
Spielfortsetzung ist der Schiedsrichter-Ball, da es sich hier um einen Fehler des Teams handelt. Klare Absprachen sind nötig. So muss jeder Assistent wissen, dass es nur dem Schiedsrichter erlaubt ist, einem Spieler den Wiedereintritt ins Spiel zu ermöglichen. Leidtragender kann in diesem Fall nicht der Spieler sein, deshalb wird auf eine Verwarnung genauso verzichtet wie auf eine Spielstrafe.
Situation 11 (Wechsel in der Halbzeitpause)
Als er in der 50. Minute ein Beinstellen des Spielers Nr. 12 mit „Gelb“ und einem Strafstoß bestrafen will, bemerkt der Schiedsrichter, dass der schuldige Spieler ein Auswechselspieler ist, der sich zur zweiten Halbzeit nicht angemeldet hatte.
Lösung 11
Der Schiedsrichter verwarnt diesen Spieler zunächst für das unerlaubte Betreten und dann für das verwarnungswürdige Beinstellen. Somit erhält der Spieler in der Summe „Gelb/Rot“. Die Spielfortsetzung ist ein indirekter Freistoß, da ein Auswechselspieler keinen direkten Freistoß beziehungsweise Strafstoß verursachen kann.
Situation 12 („Rot“ nach Spielende)
Unmittelbar vor dem möglichen Schlusspfiff will eine Mannschaft noch einmal auswechseln. Da aber der Schiedsrichter das Spiel jetzt beendet, ist der zum Einwechseln bereitstehende Spieler so erbost, dass er den Schiedsrichter-Assistenten heftig mit der Hand zur Seite stößt. Wie reagiert das Team?
Lösung 12
Da der Schiedsrichter sich im Moment des Vorfalls noch auf dem Spielfeld befindet, muss er dem Auswechselspieler die Rote Karte zeigen. Wenn sich dieser Spieler dem Zugriff des Schiedsrichters entzieht, ist sein Spielführer über den Feldverweis zu informieren. Eine ausführliche Meldung im Spielbericht ist selbstverständlich.
Situation 13 (Freistoß-Ausführung)
Nachdem der Schiedsrichter 20 Meter vor dem Tor auf Freistoß für die angreifende Mannschaft entschieden und den schuldigen Spieler gerade für das Foul verwarnt hat, will die Mannschaft den Freistoß sofort ausführen. Lässt der Schiedsrichter dies zu?
Lösung 13
Nein. Drei Situationen verhindern eine schnelle Ausführung ohne Pfiff des Schiedsrichters: eine Auswechslung, eine Behandlung auf dem Spielfeld und das Zeigen einer Karte, also das Aussprechen einer Persönlichen Strafe. In diesen Fällen muss der Schiedsrichter das Spiel mit Pfiff freigeben.
Situation 14 (Strafgewalt)
Nach dem Halbzeitpfiff des Schiedsrichters beschwert sich ein bereits verwarnter Spieler in einem A-Jugendspiel vehement beim Schiedsrichter wegen einer Entscheidung. Daraufhin spricht der Schiedsrichter eine Zeitstrafe aus. Wann beginnt die Zeitstrafe?
Lösung 14
Die Halbzeitpause gehört zwar zum Spiel, die Zeitstrafe beginnt jedoch erst mit Beginn der zweiten Halbzeit.
Situation 15 (Feldverweis)
Ein Spieler eines Kreisligavereins ist auch gleichzeitig Trainer seiner Mannschaft. Dieser Spielertrainer wird wegen eines Handspiels auf der Torlinie mit der Roten Karte des Feldes verwiesen. Nachdem er das Spielfeld verlassen hat, setzt er sich auf die Auswechselbank und will von dort aus im Trainingsanzug seine Mannschaft coachen.
Lösung 15
Ist ein Spieler des Feldes verwiesen, darf er keinerlei Tätigkeiten rund um dieses Fußballspiel wahrnehmen. Deshalb muss auch ein Spielertrainer den Innenraum verlassen und darf in diesem Spiel nicht weiter als Trainer tätig sein.