26.12.2016
Die nachstehenden Fragen und Antworten wurden der DFB-SR-Zeitung Nr. 1/2017 entnommen.
Situation 1
Bei einem Zweikampf in der Nähe der Seitenlinie verlässt der Ball kurzzeitig das Spielfeld. Das Zeichen seines Assistenten registriert der Schiedsrichter jedoch nicht sofort, und das Spiel läuft weiter. Der Angreifer kann seinen Gegner im Dribbling überwinden und kommt dadurch in eine aussichtsreiche Angriffs-Situation, die wenig später durch ein taktisches Foul eines Verteidigers gestoppt wird. Der Schiedsrichter unterbricht nun das Spiel. Entscheidung?
Lösung 1
Einwurf. Eine Persönliche Strafe wegen eines taktischen Foulspiels kann nicht verhängt werden, da eine aussichtsreiche Angriffs-Situation durch den Aus-Ball nicht mehr gegeben war. Nur wenn das Foulspiel aufgrund seiner Schwere (rücksichtslos) eine Verwarnung erfordern sollte, wäre diese auszusprechen.
Situation 2
Nach einem Torschuss wäre der Ball zweifellos ins Tor gelangt, ohne dass weitere Spieler noch hätten eingreifen können. Jedoch wird der Ball kurz vor Überschreiten der Torlinie durch einen zweiten Ball berührt, welcher gezielt durch einen Zuschauer aufs Spielfeld geworfen wurde. Der Spielball gelangt dennoch ins Tor. Wie entscheidet der Schiedsrichter?
Lösung 2
Tor, Anstoß, Meldung des Vorfalls im Spielbericht. Mittlerweise ist es möglich, auch bei äußeren Einflüssen, aufgrund derer der Ball getroffen wird, das Spiel weiterlaufen zu lassen.
Situation 3
In der ersten Halbzeit wird der als Auswechselspieler nominierte und auf der Auswechselbank befindliche Spieler-Trainer des Heimvereins wegen lautstarker Kritik am Schiedsrichter von diesem verwarnt. Nach seiner Einwechslung in der 50. Minute begeht er ein taktisches Foul im Mittelfeld. Wie entscheidet der Schiedsrichter?
Lösung 3
Direkter Freistoß und „Gelb/Rot“. Bei Persönlichen Strafen ist es völlig unerheblich, in welcher Funktion der Akteur diese in einem Spiel erhält. Sie ist personenbezogen, und bei zwei Verwarnungen erfolgt eine Summierung.
Situation 4
Der Torwart wehrt im Strafraum einen Angriff des Gegners ab. Während der Gegenangriff läuft und der Ball sich bereits in der anderen Spielfeldhälfte befindet, maßregelt der Torwart seinen Abwehrspieler wegen seines schlechten Defensiv-Verhaltens. Dieser ist darüber so erbost, dass er seinen Torwart heftig gegen die Brust schlägt. Er steht dabei knapp außerhalb seines Strafraums, der Torwart innerhalb. Der Schiedsrichter unterbricht das Spiel. Welche Sanktionen müssen nun erfolgen?
Lösung 4
Strafstoß, Feldverweis des Abwehrspielers. Vergehen gegen den Mitspieler werden – auch in Bezug auf die Spielstrafe – mittlerweile analog zu Vergehen gegen Gegenspieler geahndet.
Situation 5
Nach dem Zuspiel eines Abwehrspielers pfeift der Schiedsrichter, als der Torwart den Ball in die Hände nimmt. Der Schiedsrichter nahm an, das Zuspiel sei mit dem Fuß erfolgt. Nach Rücksprache mit dem Assistenten teilt dieser ihm mit, dass der Ball mit dem Knie zum Torwart gespielt wurde. Entscheidung?
Lösung 5
Schiedsrichter-Ball. Nach einem Zuspiel mit einem anderen Körperteil als dem Fuß darf der Torwart den Ball in seinem Strafraum mit den Händen berühren. Der Schiedsrichter hätte das Spiel also nicht unterbrechen dürfen.
Situation 6
Ein auf dem Spielbericht stehender Team-Offizieller befindet sich hinter der Barriere im Zuschauer-Bereich und gibt von dort aus lautstarke taktische Anweisungen. Der Team-Offizielle ist dem Schiedsrichter bekannt. Sollte der Unparteiische eingreifen?
Lösung 6
Nein. Der Team-Offizielle darf sich jederzeit aus dem Innenraum entfernen. Lediglich während des Aufenthalts im Innenraum ist das Geben von Anweisungen unter Beachtung verschiedener Vorgaben gestattet – nämlich nur aus der Coaching-Zone.
Situation 7
Ein Auswechselspieler läuft unerlaubt auf das Spielfeld und beleidigt den Schiedsrichter. Entscheidung?
Lösung 7
Indirekter Freistoß, Rote Karte. Ein direkter Freistoß wäre nur bei körperlichen Vergehen oder beim körperlichen Eingriff ins Spiel möglich.
Situation 8
Strafstoß. Der Torwart stellt sich an den Pfosten und weigert sich, ins Tor zu gehen. Entscheidungen durch den Schiedsrichter?
Lösung 8
Aufforderung, die Position einzunehmen, ansonsten Verwarnung des Torhüters. Verweigert dieser sich weiterhin, folgen eine Meldung an den Spielführer, das Setzen eines Zeitlimits sowie als letztes Mittel die Androhung eines möglichen Spielabbruchs.
Situation 9
Ein Spieler rutscht im Zweikampf auf nassem Boden über die Seitenlinie. Er wird außerhalb des Platzes von einem gegnerischen Auswechselspieler festgehalten und damit am Wiedereintritt gehindert. Entscheidungen?
Lösung 9
Schiedsrichter-Ball, Verwarnung. Das Vergehen passiert außerhalb des Feldes, und der Akteur, der das Vergehen verübt, ist ein Auswechselspieler. Wäre es ein Spieler gewesen, der durch eine Spielhandlung nach draußen getragen wurde, hätte es als Spielfortsetzung einen direkten Freistoß auf der Seitenlinie gegeben.
Situation 10
Bei der Eckstoß-Ausführung bewegt sich der Ball deutlich, verlässt aber den Teilkreis nicht. Ein Mitspieler des Schützen nimmt den Ball an und tritt ihn vor das Tor. Muss der Schiedsrichter eingreifen?
Lösung 10
Nein. Der Ball ist beim Eckstoß im Spiel, sobald er sich in Richtung Spielfeld bewegt hat. Der Teilkreis dient nur als zwingende Orientierung für die Lage des Balles bei der Ausführung.
Situation 11
Das Spiel wird nach der Halbzeit von der Heim-Mannschaft mit Anstoß fortgesetzt. Allerdings übersieht der Schiedsrichter, dass von der Gast-Mannschaft der Torwart noch nicht auf dem Spielfeld ist. Der Ball wird direkt ins Tor geschossen. Wie muss entschieden werden, wenn der Schiedsrichter dies feststellt, während der Ball noch in der Luft ist – er aber erst pfeifen kann, als der Ball im Tor liegt?
Lösung 11
Schiedsrichter-Ball. Das Tor wird nicht anerkannt, denn der Zeitpunkt der Wahrnehmung ist entscheidend. Eine Spielfortsetzung ohne Torwart ist nicht regelgerecht. Da die Ausführung des Anstoßes als solche jedoch korrekt war, kann er nur bei Wahrnehmung seines Fehlers das laufende Spiel unterbrechen und auf Schiedsrichter-Ball entscheiden.
Situation 12
Bei der Ausführung eines Freistoßes tritt der Verteidiger in den Boden, sodass der Ball nur wenige Meter weit rollt. Um zu verhindern, dass ein gegnerischer Stürmer an den Ball kommt, läuft er dem Ball hinterher und spielt ihn erneut. Der Stürmer hätte ansonsten allein auf das gegnerische Tor zulaufen können. Entscheidung?
Lösung 12
Indirekter Freistoß für die gegnerische Mannschaft. Der Ball ist korrekt ins Spiel gebracht worden. Danach spielt ihn der ausführende Spieler erneut, bevor ihn ein anderer Spieler berührt oder gespielt hat. Somit liegt zwar ein zweimaliges Spielen des Balles vor, aber keine Verhinderung einer glasklaren Torchance durch ein Vergehen nach Regel 12 (Aussage: IFAB, Stand 1. Juli 2016).
Situation 13
Nach einer Abwehr auf der Torlinie gleitet der noch nicht sicher kontrollierte Ball dem Torwart aus den Händen. Anschließend versucht er, am Boden liegend den Ball unter Kontrolle zu bringen. Dabei hat er bereits eine Hand am Ball und drückt diesen gegen den Pfosten, als ein Angreifer den Ball mit dem Fuß ins Tor schießt, ohne dabei den Torwart zu berühren. Entscheidung?
Lösung 13
Indirekter Freistoß. Sobald der Torwart einen Teil seiner Hand am Ball hat und diesen kontrolliert, darf ein Gegenspieler den Ball nicht mehr spielen. Dieses Vergehen gilt als Gefährliches Spiel. Da der Torwart nicht getroffen wurde, ist daraus kein Verbotenes Spiel geworden – aufgrund dessen hätte es sonst einen direkten Freistoß gegeben.
Situation 14
Ein Abwehrspieler, der in seinem Strafraum steht, spuckt nach einem außerhalb des Strafraums stehenden Gegenspieler, trifft ihn aber nicht. Entscheidungen des Schiedsrichters?
Lösung 14
Direkter Freistoß, wo der Spieler getroffen werden sollte, Rote Karte. Auch der Versuch ist beim Spucken strafbar. Er wird genauso sanktioniert, als wenn der Gegner getroffen worden wäre.
Situation 15
Nach einem fahrlässigen, aber keinesfalls rücksichtslosen Foul ermahnt der Schiedsrichter den schuldigen Spieler und lässt die Behandlung des verletzten Spielers auf dem Spielfeld zu. Nach circa 20 Sekunden ist die Behandlung abgeschlossen. Der Schiedsrichter erlaubt diesem Spieler – aufgrund der sehr kurzen Behandlungszeit – auf dem Spielfeld zu bleiben und setzt das Spiel mit einem direkten Freistoß fort. Hat der Unparteiische die richtige Entscheidung getroffen?
Lösung 15
Nein. Der Schiedsrichter hätte den Spieler vom Feld schicken müssen, da die Behandlungszeit zwar sehr kurz war, ein Verweilen auf dem Spielfeld aber nur möglich ist, wenn der Gegenspieler wegen des Vergehens verwarnt oder mit einer anderen Persönlichen Strafen bedacht wird.