Die nachstehenden Fragen und Antworten wurden der DFB-SR-Zeitung Nr. 4/2018 entnommen.
Situation 1
Etwa 20 Meter vor dem Tor wird der ballführende Stürmer vom Verteidiger mit beiden Händen zu Boden gerissen. Damit verhindert der Verteidiger eine klare Torchance. Bevor der Schiedsrichter pfeifen kann, verwandelt jedoch ein nicht im Abseits befindlicher Mitspieler des Stürmers den Ball zum Torerfolg. Wie entscheidet der unparteiische?
Lösung 1
Tor, Anstoß, Verwarnung des Verteidigers. Regeländerung ab dem 1. Juli 2018: Entscheidet der Schiedsrichter beim Vereiteln einer offensichtlichen Torchance auf „Vorteil“, wird der fehlbare Spieler verwarnt – unabhängig davon, ob ein Tor erzielt wurde oder nicht.
Situation 2
Der Spielführer der Mannschaft A hat die Seitenwahl gewonnen und möchte nun den Anstoß ausführen. Ist dies möglich (mit Begründung)?
Lösung 2
Nein. Der Spielführer, der die Seitenwahl gewonnen hat, muss sich für eine Spielfeldhälfte entscheiden. Den Ball bzw. den Anstoß zu nehmen, ist nicht möglich.
Situation 3
Aufgrund des sehr rutschigen Bodens kann der aus seinem Tor herausgelaufene Torwart den Ball zwar innerhalb der Strafraumgrenze unter Kontrolle bringen, er rutscht nun aber über die Strafraumlinie und hält den Ball zwei Meter außerhalb des Strafraums noch immer in seinen Händen. Ein gegenspieler ist nicht in der Nähe. Entscheidung des Schiedsrichters?
Lösung 3
Direkter Freistoß. Es ist keine Persönliche Strafe auszusprechen, da weder die Verhinderung einer klaren Torchance noch das Verhindern eines aussichtsreichen Angriffs beim Handspiel vorliegt.
Situation 4
Bei einer Flanke in den Strafraum steht der zentrale Angreifer auf gleicher Höhe mit dem vorletzten Abwehrspieler. Sein weit abgespreizter Arm befindet sich dabei deutlich näher der Torlinie als der vorletzte Abwehrspieler. Er verwandelt die Flanke mit dem Kopf zum Torerfolg. Wie entscheidet der Schiedsrichter?
Lösung 4
Tor, Anstoß. Für die Abseitsbewertung zählen Hände und Arme nicht mit, dies gilt im übrigen auch für den Torwart.
Situation 5
Der Torwart führt einen indirekten Freistoß im eigenen Strafraum aus. Er spielt den Ball seinem außerhalb des Strafraums stehenden Mitspieler zu. Dieser passt nicht auf, berührt den Ball nicht, sondern ein gegenspieler läuft stattdessen zum Ball. um zu verhindern, dass der Angreifer an den Ball kommt, läuft der Torwart dem Ball hinterher und spielt ihn mit dem Fuß ins Seitenaus, bevor der Angreifer den Ball erreichen kann. Entscheidung?
Lösung 5
Indirekter Freistoß gegen den Torwart wegen zweimaligen Spielens des Balles. Hier wird nicht von der Vereitelung einer klaren Torchance gesprochen, da es sich um eine technische Regelverletzung handelt (wie z. B. auch das unerlaubte Zuspiel mit dem Fuß zum Torwart, bei dem es sich ja sonst um die Verhinderung einer klaren Torchance handeln würde, wenn der Torwart den Ball mit den Händen berührt).
Situation 6
Während des laufenden Spiels prallt der Ball gegen einen nicht neutralen Schiedsrichter-Assistenten (Vereins-Schiedsrichter-Assistent), der direkt auf der Seitenlinie steht. Von dort gelangt der Ball nun weiter zu einem Angreifer, der dadurch einen Angriff starten kann. Wie muss der Schiedsrichter entscheiden?
Lösung 6
Weiterspielen. Der Vereins-Assistent hat eine offizielle Funktion (Spieloffizieller) und ist deshalb genauso zu behandeln wie der neutrale Schiedsrichter-Assistent. Und der Schiedsrichter und seine Assistenten sind bekanntlich „Luft“.
Situation 7
Ein Abwehrspieler versucht, mit ausgestrecktem Arm einen hohen Flankenball wegzufausten, damit der hinter ihm postierte Angreifer den Ball nicht aufs Tor köpfen kann. Er berührt den Ball zwar nicht, irritiert aber seinen gegenspieler so sehr, dass auch dieser den Ball verfehlt.
Lösung 7
Weiterspielen, denn versuchtes Handspiel ist nicht strafbar. Dass durch den Versuch, den Ball mit der Hand zu spielen, der Gegner irritiert bzw. getäuscht wird, ist nicht als Unsportlichkeit zu werten, somit gibt es auch keinen indirekten Freistoß und keine Verwarnung.
Situation 8
Beim Elfmeterschießen verwandelt der Torwart der Mannschaft A als Schütze seinen Elfmeter zum 3:3. Dabei verletzt er sich jedoch so schwer, dass er ausgewechselt werden muss. Das Auswechselkontingent ist noch nicht erschöpft und der Schiedsrichter lässt die Auswechslung zu. Nach einem weiteren Elfmeter für die Mannschaft B möchte dieser eingewechselte Ersatztorwart nun den nächsten Elfmeter schießen. Lässt der unparteiische dies zu (mit Begründung)?
Lösung 8
Nein. Regeländerung ab dem 1. Juli 2018: Ein während des Elfmeterschießens eingewechselter Torhüter darf – sofern der ausgewechselte Torhüter einen Elfmeter geschossen hat – erst einen Elfmeter schießen, nachdem alle teilnahmeberechtigten Spieler einen Elfmeter ausgeführt haben.
Situation 9
Nach dem Schlusspfiff durch den Schiedsrichter werden beide Spielführer gegeneinander tätlich, indem sie sich mehrfach heftig gegen die Brust schlagen. Der Schiedsrichter befindet sich mit seinem Team bereits außerhalb des Spielfelds auf dem Weg in die Kabine. Er wird von umstehenden Personen auf die Schlägerei aufmerksam gemacht. Beide Spielführer geben auch unumwunden zu, dass sie sich auf dem Spielfeld geschlagen haben. Wie verhält sich der Schiedsrichter?
Lösung 9
Meldung des Vorfalls im Spielbericht. Da der Schiedsrichter selbst nicht mehr auf dem Spielfeld war, kann über den Vorfall nur eine Meldung erfolgen.
Situation 10
Ein Abwehrspieler versucht, im Strafraum den Ball aufzuhalten, indem er seinen zuvor verlorenen Schienbeinschoner nach dem Ball wirft, diesen aber knapp verfehlt. Der Ball geht am Tor vorbei ins Aus. Wie entscheidet der Schiedsrichter, der den Vorgang gesehen hat?
Lösung 10
Strafstoß, Verwarnung. Regeländerung ab dem 1. Juli 2018: Das Werfen eines Gegenstandes in richtung Ball wird mit einem direkten Freistoß (bzw. Strafstoß) geahndet (gilt nicht mehr als Handspiel, sondern als Werfen, bei dem auch der Versuch strafbar ist).
Situation 11
Von einem Abstoß durch den Torwart gelangt der Ball zu einem Mitspieler, der weit in der gegnerischen Hälfte steht. Dieser Angreifer fälscht den Ball nun geringfügig ab, sodass der Ball zu einem weiteren Mitspieler gelangt, der im Abseits steht. Dieser nimmt den Ball an und erzielt ein Tor. Wie entscheidet der Referee?
Lösung 11
Indirekter Freistoß wegen Abseits. Zwar ist beim Abstoß das Abseits aufgehoben, allerdings ist durch die Berührung eines Angreifers – und sei es auch nur durch ein leichtes Abfälschen des Balles – eine neue Abseitsbewertung erforderlich.
Situation 12
Nach einer Tätlichkeit wurde ein Spieler des Feldes verwiesen und das Spiel wurde fortgesetzt. Als sich der des Feldes verwiesene Spieler in Richtung Kabine begibt, läuft er an der Seitenlinie entlang. Ein gegenspieler, der im Spielfeld mit dem Ball an der Seitenlinie gerade an ihm vorbeiläuft, wird jetzt von ihm von der Aschenbahn aus angespuckt. Der Schiedsrichter unterbricht das Spiel. Entscheidung?
Lösung 12
Direkter Freistoß, Meldung des Vorfalls und endgültiges Entfernen aus dem Innenraum. Mehr kann der Schiedsrichter in diesem Fall nicht unternehmen, da der Spieler ja bereits die rote Karte gesehen hat.
Situation 13
Nach einem Torerfolg entledigt sich der Torschütze vor Begeisterung seines Trikots und erklettert den Zaun des Fanblocks. Was muss der Schiedsrichter veranlassen?
Lösung 13
Tor, Anstoß, „Gelb“, „Gelb/rot“. Regeländerung/Klarstellung zum 1. Juli 2018: Zwei unmittelbar aufeinanderfolgende, separate verwarnungswürdige Vergehen sind mit je einer Verwarnung zu ahnden (damit bestätigt die FIFA die bislang in Deutschland gängige Regelauslegung).
Situation 14
Einen hohen Flankenball kann der Stürmer mit dem Kopf nicht mehr erreichen. Er nimmt deshalb die Hand zur Hilfe und boxt den Ball ins Tor. Der Schiedsrichter hat den Vorgang genau gesehen. Entscheidungen?
Lösung 14
Direkter Freistoß, Verwarnung. Die Verwarnung erfolgt nur, wenn der Stürmer versucht, mit dem Handspiel ein Tor zu erzielen – unabhängig davon, ob er erfolgreich ist oder nicht. Wäre es nur eine Ballmitnahme zur Fortführung des Angriffs, unterbliebe die Verwarnung.
Situation 15
Aus Verärgerung über den eigenen Trainer verlässt der Verteidiger während des Spiels das Spielfeld über die Seitenlinie und stößt seinen innerhalb der Coachingzone stehenden Trainer zu Boden. Entscheidungen?
Lösung 15
Indirekter Freistoß, Feldverweis. Nochmalige Klarstellung zum 1. Juli 2018: Wenn ein Spieler außerhalb des Spielfelds ein Vergehen gegen eine Person aus dem eigenen Team (einschließlich eines Teamoffiziellen) begeht, während der Ball im Spiel ist, wird das Spiel mit einem indirekten Freistoß auf der Begrenzungslinie fortgesetzt.