Die nachstehenden Fragen und Antworten wurden der DFB-SR-Zeitung Nr. 5/2018 entnommen.
Situation 1
Bei der Strafstoß-Ausführung täuscht der Schütze unsportlich. Gleichzeitig bewegt sich der Torhüter vorzeitig von der Linie. Der Ball landet im Tor. Welche Entscheidungen trifft der Schiedsrichter?
Lösung 1
Indirekter Freistoß für die verteidigende Mannschaft, Verwarnung des Schützen. Es liegen zwei Vergehen vor, wobei das Täuschen immer mit einer Verwarnung bedacht wird, das Fehlverhalten des Torwarts aber nur im Erfolgsfall aus seiner Sicht (kein Torerfolg). Somit ist das Fehlverhalten des Schützen das schwerwiegendere Vergehen und damit Grundlage für die Spielfortsetzung.
Situation 2
Nachdem der Schiedsrichter den Anstoß per Pfiff freigegeben hat, schießt der Spieler des Heimvereins direkt auf das Gästetor. Als der Ball auf das leere Tor zurollt, bemerkt der Unparteiische, dass die Mannschaft der Gäste keinen Torwart auf dem Feld hat. Wie ist zu entscheiden?
Lösung 2
Sofortige Spielunterbrechung und Schiedsrichter-Ball. Der Ball wurde korrekt ins Spiel gebracht, allerdings liegt ein Fehler des Unparteiischen vor, weil er der Spielfortsetzung zugestimmt hatte (keine Spielfortsetzung ohne die beiden Torwarte).
Situation 3
Bei einem Eckstoß für Team A verkürzt der Abwehrspieler von Team B noch vor der Ausführung den Abstand auf weniger als 9,15 Meter. Er wird angeschossen und der Ball geht ins Seitenaus. Wie muss der Schiedsrichter entscheiden?
Lösung 3
Wiederholung des Eckstoßes, Verwarnung für den Spieler, der unrechtmäßig den Abstand verkürzt hat.
Situation 4
In der Halbzeit hat der Gastverein die Nr. 7 gegen die Nr. 12 ausgetauscht. Eine Mitteilung an den Schiedsrichter erfolgte nicht. Der Unparteiische bemerkt den neu eingewechselten Spieler erst nach ca. 8 Minuten. Wie lautet die korrekte Entscheidung des Referees?
Lösung 4
Weiterspielen. Notieren des Wechsels in der nächsten Spielunterbrechung, Vermerk im Spielbericht.
Situation 5
Ein Spieler steht in der Nähe der Trainerbank auf dem Spielfeld. Nun wirft er einen Schienbeinschoner einem außerhalb des Spielfelds stehenden Mitspieler gegen den Körper. Welche Entscheidungen muss der Schiedsrichter treffen und wo ist der Ort der Spielfortsetzung?
Lösung 5
Indirekter Freistoß auf der Seitenlinie auf dem Punkt, der dem Vergehen am nächsten ist, Feldverweis. Da es sich um einen Spieler des eigenen Teams handelt (Sonderfall/Vergehen außerhalb), ist der Wurf mit einem indirekten Freistoß zu ahnden.
Situation 6
Nach einem Zweikampf an der Strafraumgrenze kommen zwei Gegenspieler zu Fall. Da der Schiedsrichter nicht pfeift, nimmt der Abwehrspieler, der außerhalb des Strafraums liegt, den Ball aus Verärgerung in die Hand und wirft ihn dem Gegner, der knapp innerhalb des Strafraums liegt, heftig ins Gesicht. Deshalb unterbricht der Schiedsrichter das Spiel. Wie muss er nun entscheiden?
Lösung 6
Strafstoß, Feldverweis. Da es sich hier um zwei Vergehen desselben Teams handelt, wird das für die Spielfortsetzung schwerere Vergehen gewertet.
Situation 7
Schiedsrichter-Ball außerhalb des Strafraums: Nach korrekter Ausführung durch den Referee wird der Ball von einem Stürmer angenommen, der noch einige Meter mit dem Ball läuft und dann ein Tor erzielt. Welche Entscheidung trifft der Schiedsrichter?
Lösung 7
Abstoß. Aus einem Schiedsrichter-Ball kann ein Tor erst dann erzielt werden, wenn der Ball zuvor von zwei verschiedenen Spielern berührt wurde.
Situation 8
Bei der Strafstoß-Ausführung unterbricht der ausführende Spieler ca. 2 Meter vor dem Ball seinen Anlauf und schießt danach den Ball auf das Tor. Dem Torwart gelingt es, diesen abzuwehren. Anschließend rollt der Ball seitlich neben dem Tor über die Torlinie ins Toraus. Wie ist zu entscheiden?
Lösung 8
Eckstoß. Nur der Schuss muss in einem Zug durchgeführt werden. Der Anlauf hingegen kann unterbrochen werden, sofern der eigentliche Stoß ohne Unterbrechung erfolgt.
Situation 9
Kurz vor Spielende erkennt der neutrale Schiedsrichter-Assistent ein Handspiel durch einen Abwehrspieler in dessen eigenem Strafraum. Der Unparteiische sieht das Handspiel nicht und pfeift das Spiel ab. Jetzt macht der Assistent seinen Schiedsrichter auf das Handspiel aufmerksam. Wie entscheidet der Referee?
Lösung 9
Spielende. Es sind keine Sanktionen mehr möglich. Mit Spielende endet zwar nicht die Machtbefugnis des Schiedsrichters generell, jedoch kann er keine Bestrafung mehr aussprechen für Vorkommnisse, die vor dem Schlusspfiff (also noch während des Spiels) stattgefunden haben.
Situation 10
Der Angreifer dringt mit dem Ball am Fuß in den Strafraum ein. Der Abwehrspieler nimmt einen Ersatzball, der wenige Meter ins Spielfeld gerollt ist (aber das Spiel nicht beeinflusste), und wirft diesen auf den Spielball. Dieser wird durch den Ersatzball zwar nicht getroffen, doch der Angreifer kann den Spielball nicht mehr unter Kontrolle bringen. Zu diesem Zeitpunkt besitzt er eine klare Torchance und wird so vom Ball getrennt. Wie ist zu entscheiden?
Lösung 10
Strafstoß, Feldverweis. Seit dem 1. Juli 2018 wird dieses Vergehen als Werfen eingestuft, bei dem auch der Versuch strafbar ist. Die Rote Karte erfolgt aufgrund der Vereitelung einer klaren Torchance.
Situation 11
Der Schiedsrichter pfeift zur Halbzeit. Unmittelbar danach sieht er das Fahnenzeichen des Assistenten, der ein Handspiel eines Spielers in dessen eigenem Strafraum anzeigt. Welche Entscheidungen trifft der Unparteiische und was ist bei der Spielfortsetzung zu beachten?
Lösung 11
Strafstoß. Hier ist eine Ahndung noch so lange möglich, wie der Schiedsrichter sich auf dem Spielfeld befindet (Sonderregelung Halbzeitpause). Achtung: Der Strafstoß muss, da es sich um die letzte Aktion handelt, direkt ausgeführt werden.
Situation 12
In einer Spielruhe versetzt der Spieler mit der Nr. 9 seinem Gegenspieler einen Kopfstoß. Der Schiedsrichter-Assistent zeigt das Vergehen an, dieses Zeichen sieht der Schiedsrichter jedoch nicht und lässt das Spiel gemäß Unterbrechung fortsetzen. Erst wenige Sekunden später nimmt der Referee das Fahnenzeichen wahr und unterbricht das Spiel? Wie muss er entscheiden?
Lösung 12
Schiedsrichter-Ball, Feldverweis. Nach dem „Fall Zidane“ bei der WM 2006 in Deutschland hat der Fußball-Weltverband (FIFA) eine nachträgliche Ahndung von feldverweiswürdigen Vergehen gestattet – dies allerdings nur in Bezug auf die Persönliche Strafe. Die Spielstrafe bleibt neutral (Schiedsrichter-Ball).
Situation 13
Während des Elfmeterschießens täuscht ein Schütze bei der Ausführung des Elfmeters in unsportlicher Weise. Der Ball geht ins Tor. Wie entscheidet der Schiedsrichter?
Lösung 13
Kein Tor, Fortsetzung des Elfmeterschießens. Verwarnung das Schützen.
Situation 14
Nach der Torerzielung für Team A, jedoch kurz vor dem Anstoß, bemerkt der Unparteiische einen zwölften Spieler von Team A auf dem Feld. Der Spieler Nr. 14 war unbemerkt und ohne Anmeldung auf das Spielfeld gelangt. Nach Rücksprache mit seinem Assistenten bestätigt dieser, dass der Spieler mit der Nr. 14 der Passgeber vor dem Torerfolg war. Wie hat der Schiedsrichter nun zu entscheiden?
Lösung 14
Direkter Freistoß, Verwarnung. Voraussetzung hierfür ist, dass der Schiedsrichter oder einer seiner neutralen Assistenten festgestellt hat, dass der Spieler schon bei der Torerzielung auf dem Feld war.
Situation 15
Der Torwart kann nach einem Angriff unmittelbar an der Torlinie den Ball sicher unter Kontrolle bringen. Der Angreifer gerät dabei seitlich des Tors knapp über die Torlinie. Danach kommt es zu einem Streit mit einem Auswechselspieler des Gegners, der sich dort auf wärmt. Der Auswechselspieler schlägt den Angreifer, während sich die Mannschaft des Torwarts und des Auswechselspielers mittlerweile im Angriff befinden. Wie ist zu entscheiden?
Lösung 15
Strafstoß, Feldverweis. Die Regeländerung des vergangenen Jahres ermöglicht jetzt eine wesentlich schärfere Sanktionierung in Bezug auf die Spielstrafe.